Fields of the Nephilim – Berlin, 29.12.2010 / Huxley's Neue Welt, Christmas Ball Festival

Gut geplant erreichte ich das proppenvolle Huxley’s zu den letzten Klängen von Project Pitchfork und bin damit der etwas seltsamen Zusammenstellung an Bands gerade noch entgangen. Der Verfasser dieser Zeilen kann nichts anfangen mit Faderhead, Agonize etc. daher wurde kurzerhand beschlossen erst auf den letzten Drücker in die Location zu fahren.

Großer Vorteil: frische Ohren und topfit. Nachteil: bis zum letzten Platz voller Laden.
Trotz anfänglicher Bedenken, fand sich doch noch ein nettes Plätzchen auf der Tribüne. Noch etwas Zeit über die folgende Band zu reflektieren.

Fields of the Nephilim also, eine der ganz Großen des Gothic Rock. Damals 1991, quasi vor dem endgültigen Durchbruch, aufgelöst (oder gerade noch rechtzeitig bevor „Grunge“ sie ohnehin gekillt hätte) und seit 2000 in immer wieder wechselnder Besetzung live auf diversen Festivals unterwegs. Dann 2005 ein überraschend gelungenes Album, Mourning Sun. Überraschend deshalb weil man Chef Neph Carl McCoy es eigentlich nicht mehr zugetraut hatte überhaupt etwas Neues auf die Beine zu stellen.

Mit dem Opener dieses Albums ging’s dann auch gleich los. McCoys etwas, Verzeihung, gesichtslose Mitmusiker betreten die in Nebel gehüllte Bühne und starten mit dem instrumentalen Shroud bis dann zu Beginn von Straigth to the Light McCoy selbst die Bühne betritt und gleich frenetisch von der, überall aus Europa angereisten, Fangemeinde gehuldigt wird.

Menschenpyramiden, eines der Markenzeichen der Nephilim Fans, beginnen sich zu formieren. Die Engländer nennen das „Build a Tower“. Ist schon fast so etwas wie ein Sport unter den Hardcore Fans. Während des Konzerts schaffen sie immerhin eine 4 Mann hohe Pyramide, erstaunlich welche Reaktionen diese Band noch immer hervorrufen kann und das alles, trotz des am Anfang wirklich schlechten Sounds.

Aber das schien eigentlich niemand wirklich zu stören.
Gegen Ende hin wurde der Klang dann auch etwas besser, aber von gutem Sound konnte man leider während des ganzen Gigs nicht sprechen. Sei’s drum, die Setlist lässt sich sehen und kaum einer meiner Wünsche wurde ausgelassen. Sogar Sumerland, seit gut 18 Jahren nicht mehr gespielt, fand Gehör. Trees come down, The Watchman, Love under Will das unvermeidliche Moonchild und das ebenso gefeierte Preacher Man.

Bei letzterem gab’s zu Beginn allerdings einen mächtigen Patzer von McCoy, der entweder die Lyrics vergessen oder aber mit technischen Problemen zu kämpfen hatte. Sonst gilt, souverän eingespielte Band. Allesamt an die 20 Jahre Jünger als Carl selbst.

Da wird auch klar, Mittelpunkt des Geschehens ist und bleibt der Goth Schamane, eigentlich total egal wer da mit auf der Bühne steht. So was kann man toll finden oder auch nicht, eine Band sind Fields of the Nephilim schon lange nicht mehr, soviel steht fest. Nach einigen neueren Songs wie Into the Fire oder Zoon III wird mit Last Exit for the Lost dann schon nach ca. 60min das Finale eingeleitet, und ist sicher der unbestreitbare Höhepunkt des Konzerts. Nicht umsonst gilt der Track nach wie vor als der Nephilim Klassiker schlechthin.

Zu einer Zugabe lassen sich die 5 Engländer dann aber doch noch herausklatschen. Und dann: „Pray Now! Psychonaut erklingt, und dies ist nicht nur wegen seines Themas mein absoluter Favorit und ganz persönlicher Höhepunkt des Abends. Auch diese Version schrammt haarscharf an der 10min Marke vorbei und dann ist Schluss…trotz heftigem Applaus und „we want more“ Geschrei ist der Nephilim Spuk damit vorbei. 80min Set bei einem Festival ist auch OK, mehr hatte ich mir nicht erwartet.

Fazit: Die Fields können aufgrund der starken Bühnenpräsenz eines Carl McCoy, einer gut (aber nicht perfekt) eingespielten Band und vor allem wegen ihrer langen epischen Songs noch immer überzeugen. Goth Rock in seiner klassischen Variante, gerade wieder mal in aller Munde, könnte 2011 ein Comeback erleben. Mit der angekündigten Fields of the Nephilim Live DVD / CD Ceromonies, einem neuen Studioalbum und anderen angekündigten Veröffentlichungen in diesem Bereich scheint dies nicht mehr so abwegig wie noch vor ein paar Jahren.

FOREVER REMAIN!

Main Set:
Shroud
Straight To The Light
Trees Come Down
Preacher Man
Love Under Will
Sumerland
From The Fire
Penetration
Zoon III
The Watchman
Moonchild
Last Exit For The Lost

Encore:
Psychonaut

Pictures by Ivy de Winter with Special Thanks!