“Dieser Junge nennt sich “Svartakat”, das ist der schwedischen Ausdruck für “schwarze Katze”. Ein Grufti will er nicht sein, weil Gruftis “out” sind. Dafür gibt’s jetzt die Endzeit-Romantiker, und die sehen alle so aus wie er. Die Farben: Schwarz, Rot Violett, Weiß. Augenpartie, Wangen, Stirn sind mit Phantasiemustern auf weißem Grundton bemalt. Jeden Tag anders, je nach Laune.”

Wer aktiv Szeneforschung betreibt, wird früher oder später zu den Lücken kommen, die jeder etablierte Stil in seiner Vergangenheit aufzeigt. Eine dieser Lücken hinterlassen die Romantic-Goths, die sich mittlerweile in großer Zahl auf viktorianischen Picknicken herumtreiben und durch ihren Stil nicht nur die Augen der Fotografen auf sich ziehen.

Ein Artikel der Zeitschrift BRAVO Girl aus dem Jahr 1992 schlägt eine kleine Brücke zu den Wurzeln der Bewegung und überführt die Grufties und Waver in einen neuen Teilbereich, den man damals als Endzeit-Romantiker beschrieb. “Die Endzeit-Romantiker, die auch unter dem Namen “Gothic” laufen (in Anlehnung an das Gotik-Zeitalter, das voller Mysterien war), legen großen Wert auf ihr Outfit. Nur das Aussehen zählt, die Phantasie im Stylen.” Er vermag nicht, eine Wissenslücke zu füllen

Wahr ist, das die Gruftie- und Waverszene zu Beginn der 90er Jahre am Boden lag. Das änderte sich erst mit dem Mauerfall änderte, der jedoch ein paar Jahre brauchte um auch in einer Wiederbelebung der Szene zu münden. Doch es galt nicht, bewährtes zu wiederholen, sondern neues zu formen.  Falsch ist, das Grufties, Endzeitromantiker oder Gothics mehr Drogen nehmen, als andere Szenen, meiner Erfahrung nach, sogar tendenziell weniger. “Dass Endzeitromantiker, Gruftis oder Gothics Drogen nehmen, ist nicht selten. Sie fliehen aus der Realität…” Im Artikel heißt es weiter:

Endzeit Romantiker

…lehnen sich mit ihrem Outfit auf gegen die Banalität des Alltags. Musik, Gedichte, Malen – das ist ihre Welt. Angepasst sind sie selten. Wenn sie arbeiten, dann in kreativen Jobs und meist – logisch bei ihrem Aussehen – in irgendwelchen Szeneläden. In anderen deutschen Städten (außer Berlin, anm. d. Verf.) ist die Gruftie-Szene fast gar nicht mehr vorhanden! Ein vorgeschriebenes Outfit gibt es natürlich nicht bei den Endzeit-Romantikern, die daran glauben, dass wir Menschen unsere Welt zerstört haben und nun unwiderruflich dem Ende zuwanken, ohne es zu merken.

 

Es fällt immer schwer, zwischen dem zu unterscheiden was Wahrheit ist und was aufgrund von Lesbarkeit, Spannung oder Unterhaltungswert eingeflochten wird. Vor allem für einen Außenstehenden scheint es kaum zu erfassen, wie Gothics wohl ihren Alltag meistern, was die Natur ihrer Lebenseinstellung ist und welche Werte und Ziele sie für ihr weiteres Leben hegen. Und je undurchsichtiger und komplexer die Szene selbst wird, desto schwieriger fällt es selbst den Mitgliedern, zu erklären woran man ist. Vielleicht erscheint es dem ein oder anderen deshalb so wichtig, in der vermeintlich klaren Vergangenheit nach Antworten für die Zukunft zu finden.

Und dennoch. Es gibt immer einen Punkt in jedem Artikel, dem ich uneingeschränkt zustimme: “Neben den Farben sind vor allem die Schuhe wichtig: Pikes, die spitzen Schnallenschuhe in Schwarz, oder aber “Doc Martin-Stiefel” (sic!) – allerdings unbedingt mit schwarzen Schnürsenkeln. Die Gewänder sind meist kuttenartig und lang.” Pikes, sind, waren und werden immer wichtig sein. Für mich jedenfalls.